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Wie eine knifflige Lehrveranstaltung die Produktidee ihres Start-ups lieferte

/ von Sophie Bolzer | Audvice
/ veröffentlicht am 23. Februar 2021
/ Lesezeit 6 Minuten

Von der Marketing-Managerin zum eigenen Start-up: Welche Rolle ihr Master in „Strategic Management“ dabei spielte, wann ein Start-up erfolgreich ist, wie sie sich neue Bereiche wie Controlling aneignete und was eine perfekte Bewerbung ausmacht – das erzählt euch Sophie im Talto Talk.

Sophie, damit wir dich gleich besser kennenlernen, vervollständige uns bitte diese Sätze:

  • Dieses Tool hat mir schon mehrmals das Leben erleichtert...
    Google – sicherlich eine Standardantwort, aber bei mir ist das so 😊
  • Für diese Eigenschaft lieben mich meine Kolleg*innen...
    Dass ich mich selten aus der Ruhe bringen lasse
  • Ich würde mich gerne besser auskennen in…
    Front-End-Development – wir sind ja ein IT-Unternehmen, aber ich code nicht selbst und denke mir oft, wie gerne ich es können würde
  • Friday-Feeling ist für mich…
    Ein Glas oder eine Flasche Rotwein mit meiner Familie oder Freunden und guter Musik
  • Dafür bin ich meinen Professor*innen an der Uni dankbar...
    Dafür, dass sie mir beigebracht haben, wie man auf die Lösung kommt und nicht, was die richtige Lösung ist

▶️ Deine Produktidee entstand im Masterstudium – was genau hat dich für dein Start-up „Audvice“ inspiriert?

Ich hatte im 1. Semester meines Masterstudiums den Einführungskurs „Strategic Management“, der ziemlich anstrengend war. Dementsprechend versuchte ich jede freie Minute zu lernen, weil ich die Prüfungen sonst niemals geschafft hätte – auch im Auto, wenn ich von Salzburg nach Innsbruck gependelt bin. Da mir die Zeit im Auto total abging und ich keine passenden Podcasts oder Lehrbücher fand, startete ich damit, mir meine eigenen Audios zum Prüfungsstoff aufzunehmen.

Mir hat das extrem geholfen und in Gesprächen mit Studienkolleg*innen stellte sich heraus, dass diese das auch so machen. Damit diese hilfreichen Audios nicht auf den Handys verstauben, kam die Idee eine audiobasierte Lernplattform für Studierende ins Leben zu rufen. Ich hab dann an der Idee weitergearbeitet und 4 Jahre später ein Start-up gegründet und die ersten Umsätze erzielt.

▶️ Es gibt viele Definitionen von „Start-ups“ und ab wann man dann eigentlich erfolgreich ist – wie siehst du das?

Der Begriff „erfolgreich“ ist sehr dehnbar – wie auch der Begriff „Unternehmer*in“ oder „Start-up“. Erfolg ist in jeder Phase deines Unternehmens etwas anderes. Am Anfang feierst du Erfolge, wenn du Förderungen bekommst, eine Finanzierung aufstellst und deine ersten Ziele erreichst. Später bedeutet Erfolg, wenn du die ersten Investor*innen an Bord holst und die ersten Umsätze machst. 

Für mich geht es in Wahrheit immer um dasselbe: Überzeuge Leute von deiner Idee, deinem Produkt oder deiner Person. Wenn du das schaffst, bist du erfolgreich – egal, in welcher Phase du dich aktuell befindest.

▶️ Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo man sagt: „Ich möchte selbstständig werden.“ Was war der Türöffner bei deinem Weg in die Selbständigkeit?

▶️ Zur Selbstständigkeit gehört mehr als nur „Marketing & Sales“ – wie hast du dir die restlichen Parts, wie Controlling & Finance, angeeignet und wo hast du dir Hilfe geholt?

Eigentlich hat mein Studium viele Bereiche abgedeckt, aber Controlling & Finance hat mich weniger interessiert – da stand oft Bulimie-Lernen an der Tagesordnung. Aber wenn du ein Unternehmen gründest, lernst du die Dinge prinzipiell noch einmal und das Studium liefert dafür einen perfekten Grundstock. Ich lernte in meinem Studium viel über Strategisches Management und Entrepreneurship und darum geht es hauptsächlich, wenn man ein Start-up gründet. Diese Kurse geben dir das Mindset mit, wie man von einer Idee zum Prototyp bis hin zum Produkt kommt. 

Wie man allerdings tatsächlich gründet und welcher bürokratische Aufwand dahinter steckt, lernt man erst, wenn man es tatsächlich braucht – da half mir auch nicht mein Wirtschaftsstudium. Bei uns in Salzburg gibt es jedoch ein gutes Start-up Umfeld, wo man gute Beratung bekommt, um sich durch diesen Dschungel zu schlagen. Meine Anlaufstellen waren Startup Salzburg und das AMS, das mir einen Unternehmensberater über die Gründungshilfe zur Seite stellte. Da passiert in Österreich schon sehr viel und man bekommt viel Unterstützung, wenn man wirklich dahinter ist.

▶️ Was machst du anders in deinem Job als die anderen bzw. was ist dein Erfolgsgeheimnis?

Ich beobachte und analysiere sehr viel. Damit meine ich nicht nur Zahlen, sondern auch Menschen und ihr Verhalten. Basierend darauf treffe ich dann meine Entscheidungen. Mir hilft das sehr, um zukünftiges Verhalten vorherzusehen, mich in mein Gegenüber besser hineinzuversetzen und bessere Beziehungen aufzubauen. Das ist essentiell, um im Leben weiterzukommen. Alles im Businessbereich ist auf Menschen zurückzuführen. 

▶️ Aktion oder Reflexion – welcher Typ bist du?

Ich bin beides, das muss zusammenspielen. Du machst eine Aktion, testest sie und musst reflektieren – und die nächste Aktion muss dementsprechend besser sein.

▶️ Was ist dein Nr. 1 Tipp fürs Netzwerken?

▶️ Auf was achtest du im Teamgefüge? Ist die Unternehmenskultur ein wichtiger Faktor für dich?

Absolut, denn wir können beispielsweise bei den Gehältern nicht mit einem großen Unternehmen mithalten. Daher musst du andere Faktoren bieten, die die Leute anziehen.

Für mich ist außerdem intrinsische Motivation sehr wichtig, sprich die Leute müssen aus den richtigen Gründen dabei sein. Wirklich gute Leute kommen auch nicht wegen dem guten Gehalt zu dir, sondern weil sie ein Teil davon sein wollen, etwas aufbauen möchten oder mehr Flexibilität brauchen. 

Ich lege auch großen Wert auf Lernfähigkeit. Das geht für mich mit Kritikfähigkeit einher, denn wenn ich dazulernen will, nehme ich auch in Kauf, dass ich kritisiert werde.

▶️ Wir bei Talto wollen Studierende & Absolvent*innen auf den perfekten Karriereweg bringen. Bei welcher Bewerbung geht als CEO und Geschäftsführerin dein Herz auf?

Wenn ich merke, dass die Bewerber*innen versuchen zu verstehen, was wir machen. Dementsprechend schreibt diese Person auch ihre Bewerbung. Wenn mich beispielsweise jemand mit „Sehr geehrte Frau Bolzer“ anschreibt, hat diese Person wahrscheinlich nicht viel Ahnung von der Start-up Kultur. Daher würde ich gerne sehen, dass sich derjenige oder diejenige vorher damit auseinandergesetzt hat, was der Unterschied zwischen einem Start-up und einem Konzern ist.

Außerdem ist mir Ehrlichkeit und Authentizität sehr wichtig. Und wie vorhin erwähnt, schau ich auf die Lernfähigkeit. Wer diese Punkte erfüllt, könnte gut in unser Team passen. Letztendlich kommt es auch noch darauf an, ob die Person zum Team passt. Wenn das alles stimmt, hat die Person den Job. 😊

▶️ Es gibt Tätigkeiten, die sehr nervig sein können. Was nervt dich an deinem Job, wenn du auf die letzten Wochen und Monate zurückblickst?

Mich nerven Tätigkeiten, die viel Zeit kosten und bei denen du das Gefühl hast, die halten dich von wichtigeren Dingen ab. Zum Beispiel rechtliche Angelegenheiten, wie 100 seitenlange Verträge, durch die du dich durchkämpfen musst, die aber kurzfristig keinen sichtbaren Effekt haben. Langfristig ist das natürlich ein Zeitinvestment, das Wert stiftet und sich auszahlt. Aber nervig ist es halt trotzdem, wenn du’s machen musst.

▶️ Versetzen wir uns noch weitere 5 bis 6 Jahre zurück – damals hast du ein Praktikum bei Red Bull Media House gemacht. Was würdest du deinem früheren Ich raten?

▶️ Was möchtest du Studierenden und Absolvent*innen mit auf dem Weg geben?

Die Tatsache, dass Gründen und sich selbstständig machen genauso eine Karriereoption ist, wie nach dem Studium bei irgendeinem großen Unternehmen anzufangen. Da das vielen nicht klar ist, würde ich den Studierenden gern mitgeben, dass sie diese Möglichkeit durchaus in Betracht ziehen können.

▶️ Du willst mehr von Sophie erfahren? 

Hier findest du den Talto Talk in voller Länge. Noch mehr Tipps und Informationen zu Sophie und ihrem Arbeitsalltag erhältst du in ihrer Absolventinnen-Story.

Wenn du wie Sophie auch am Netzwerken interessiert bist, solltest du dir gleich unsere 5 goldenen Regeln für erfolgreiches Networking ansehen.

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