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Gehalt mit Pharmazie-Studium: Was ist dran an den Lobeshymnen über die Pharmabranche?

/ von Kerstin Wagner
/ veröffentlicht am 11. Mai 2020
/ Lesezeit 5 Minuten

Ein Pharmazie-Studium ist hart und komplex, aber soll sich definitiv lohnen. Wer durchhält, kann sich gut bezahlte Jobs in Apotheke und Wirtschaft aussuchen. Medien berichten jedoch vermehrt von folgender Situation: Sinkende Spannen für Arzneimittel, steigende Konkurrenz und rote Zahlen in fast jeder dritten österreichischen Apotheke. Wie rosig ist der Arbeitsmarkt und das Gehalt für angehende Pharmazeut*innen nun wirklich? Wir haben für dich recherchiert.

„Die goldenen Zeiten sind vorbei, vielen Apotheken geht es sehr schlecht”,  sagt Mag. Martin R. Geisler, Generalsekretär der Rat & Tat Apothekengruppe. Eine durchschnittliche Apotheke generiert zwei Drittel ihres Umsatzes mit verschriebenen Arzneimitteln. Die Spanne hierfür ist in den vergangenen zehn Jahren jedoch von 18,56 % auf 14,54 % gesunken. Doch nicht nur das macht den heimischen Apotheken zu schaffen: Die Drogeriemarktkette dm unternimmt bereits den dritten Anlauf zum Verkauf von rezeptfreien Medikamenten wie beispielsweise Bepanthen, Sypradyn und Wick Vaporub. Die Medikamente sollen um 40 % günstiger angeboten werden als in Apotheken. Schlägt sich die angespannte wirtschaftliche Lage nun auch auf den Arbeitsmarkt nieder? Eine Studie der Universität Wien zeigt: Im Durchschnitt nehmen Pharmazie-Absolvent*innen innerhalb des ersten Monats nach Studienabschluss ihre erste Erwerbstätigkeit auf. Ob die Einstiegsgehälter nach deinem Pharmazie-Studium genauso vielversprechend sind, haben wir im Folgenden für dich zusammengefasst.

Wie viel verdient man in der Pharmazie?

Von Top-Gehältern in der Pharmabranche hast du bestimmt schon des Öfteren gehört oder gelesen. Im Durchschnitt soll die Pharmabranche ca. 20 % mehr bezahlen als andere Branchen. Sogar sonst herausragende Branchen, wie Chemie und Verfahrenstechnik (18,9 %) sowie Medizintechnik (17,5 %), mussten sich laut dem Branchenindex 2020 geschlagen geben. Dies ist vor allem dem Wettbewerb um pharmazeutische Spezialist*innen auf dem Arbeitsmarkt geschuldet. Da Regularien und Vorgaben immer strikter werden, ist das vermehrte Einstellen von Fachleuten unerlässlich. Das sich für gut qualifizierte Pharmazeut*innen hervorragende Berufs- und Gehaltsmöglichkeiten ergeben, erklärt sich hiermit von selbst.

Nun zu den konkreten Zahlen: Dein Einstiegsgehalt richtet sich grundsätzlich danach, ob du in einer öffentlichen Apotheke, in einer Krankenhausapotheke, in der Pharmaindustrie oder bei einer Behörde arbeitest. Allgemein lässt sich sagen, dass die Gehälter in Krankenhausapotheken etwas höher ausfallen, noch höher sind sie in der Pharmaindustrie. Hier eine Übersicht über die Gehälter von Apotheker*innen:

  • Aspirant*in Gehalt: 1.683 €
  • Apotheker*in in einer öffentlichen Apotheke Gehalt: ca. 3.174 €
  • Apotheker*in in einer Krankenhausapotheke Gehalt: ca. 3.500 €
  • Apotheker*in in der Pharmaindustrie Gehalt: ca. 4.000 €

Für nähere Informationen zum Gehalt von Apotheker*innen liefert das Entlohnungssystem der Pharmazeutischen Gehaltskasse einen guten Anhaltspunkt. Diese regelt neben der Entlohnung auch die Beschäftigung und Arbeitsplatzsuche für Apotheker*innen. Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass Männer und Frauen gleich entlohnt werden. Das vorgesehene Gehaltsschema umfasst 18 Stufen und sieht nach 2 Kalenderjahren eine Vorrückung in die nächsthöhere Gehaltsstufe vor. In der ersten Gehaltsstufe startest du mit einem Gehalt von 2.877 € brutto monatlich (ohne Zulagen für Nachtdienste, etc.). Ab dem 9. Dienstjahr fällst du in die 5. Stufe und dein Gehalt liegt bei 3.429 €. Zusatzzeiten wie etwa Bereitschaftsdienste werden extra entlohnt und sind ebenso im Kollektivvertrag festgelegt. Weitere Infos zu den Gehaltsstufen sowie zu kollektivvertraglichen Zulagen findest du hier. Natürlich hängt dein Gehalt auch von deiner Erfahrung und Qualifizierung ab. 

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Was braucht man um Pharmazeut*in zu werden?

Für die Zeit während deines Studiums haben wir folgenden Tipp: Wenn du eine Tätigkeit im Labor anstrebst, ist es hilfreich, wenn du bereits während des Studiums Laborerfahrung sammelst und ein experimentell ausgerichtetes Thema für deine Abschlussarbeit wählst.

Ansonsten sind gute Sprachkenntnisse von Vorteil, da der Außenhandel ein wesentliches Segment der Pharmaindustrie ist. „Zum anderen ist die Pharmaökonomie am Krankenhaus ein sehr gewichtiger Faktor“, sagt Franz Bieber, Leiter der Fortbildungsabteilung der Österreichischen Apothekerkammer. Da Ökonomisches nicht im Zentrum eines Pharmazie-Studiums steht, besteht hier oft Nachholbedarf. Das Aufgabengebiet der Krankenhausapotheker*innen ist es, für einen sicheren und wirtschaftlichen Einsatz von Arzneimitteln, Desinfektionsmitteln, Chemikalien und anderen medizinischen Produkten im Krankenhaus zu sorgen. Daher wurde von der Apothekerkammer eine postgraduelle Weiterbildung zur „Fachapothekerin oder zum Fachapotheker für Krankenhauspharmazie“ im Anschluss an das Pharmazie-Studium und der Aspirantenausbildung eingerichtet. Daneben bietet die Apothekerkammer strategische Weiterbildungsseminare (z.B. Führungsverhalten, Management, Beratungstechnik) unter dem Namen „Fortissimo“ an. Auch Zusatzqualifikationen im Bereich der Arzneimittelzulassung zahlen sich aus. Wenn du mal einen Tapetenwechsel brauchst, kannst du im Patentsektor mit juristischen Kenntnissen Karriere machen. 

Sind Apotheken zukünftig die Vorreiter der Digitalisierung?

Finanziell befindest du dich mit Pharmazie durchaus auf der sicheren Seite und auch durch das breite Weiterbildungsangebot gibt es karrieretechnisch für dich viel Luft nach oben. Wie sieht es nun mit der Zukunft der Pharmazie aus? Henning Fahrenkamp, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI), sagt: „Die Bedeutung der Gesundheitswirtschaft wächst konstant – und mit ihr die der Pharmaindustrie. Die neuen Technologien – wie die Biotechnologie – bieten spannende, faszinierende und zukunftsträchtige Berufsmöglichkeiten. Neue Chancen und Herausforderungen bringt natürlich auch die digitale Transformation mit sich.” Man mag es vielleicht nicht glauben, aber Apotheken sind ein Vorreiter der Digitalisierung. Egal, ob bei den Warenwirtschaftssystemen, bei den Sicherheitschecks bei denen Patient*innen vor Wechselwirkungen gewarnt werden oder bei der Umsetzung der Fälschungssicherheitsrichtlinie – die Digitalisierung wird in Apotheken längst gelebt. Bei den nächsten technologischen Errungenschaften handelt es sich um das E-Rezept oder telemedizinische Angebote.

Auch die Personalisierung der Medizin spielt der Zukunftsträchtigkeit von Apotheken in die Karten. Die Tatsache, dass mehr zu Hause und immer weniger in der Arztpraxis oder im Krankenhaus passieren wird, verändert die Rolle des Apothekers oder der Apothekerin erheblich. Die Funktion als Gesundheitsberater*in rückt die Rolle einer bloßen Abgeberin oder eines bloßen Abgebers von Medikamenten in den Hintergrund.

Weitere Infos über mögliche Berufsfelder und die Beschäftigungssituation von Pharmazeut*innen, findest du im Blogpost „Berufsfelder und Arbeitsmarkt Pharmazie: Das musst du über deinen Berufseinstieg in der Apotheke, Industrie & Co wissen“. Möchtest du bald dein eigenes Gehalt analysieren, dann schaue doch auf unserer Jobbörse vorbei. 

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