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Gehalt Psychologie: Teure Zusatzausbildungen nach dem Studium – Lohnt sich das?

/ von Kerstin Wagner
/ veröffentlicht am 28. April 2020
/ Lesezeit 4 Minuten

Die meisten Studierenden wählen ihren Fachbereich nach Interessen aus. Dies gilt besonders für die Psychologie: Für viele ist es ein Traum, sich im Beruf mit Fragen zum menschlichen Verhalten, der gesunden Entwicklung von Menschen sowie mit krankhaften Abweichungen beschäftigen zu können. Doch bietet das Studium der Psychologie auch einen Weg in die finanzielle Sicherheit? Und ist dieser Weg aufgrund unvermeidbarer Zusatzausbildungen langwierig und teuer? Alle Antworten findest du hier. 👇

zuletzt aktualisiert: 24.06.2022

Bei einer groß angelegten Sozialerhebung haben 95 % der Studierenden angegeben, ihr Studium vor allem aufgrund der eigenen Interessen 🤓 gewählt zu haben. Demgegenüber sahen nur 47 % ein hohes Einkommen 🤑 als wichtigstes Kriterium.

Allerdings musst du im Bereich Psychologie je nach Beschäftigungsfeld (beispielsweise in der klinischen Psychologie) ziemlich tief in die Tasche greifen. Klinische Psycholog*innen müssen nach ihrem Psychologie-Studium nämlich noch eine entsprechende postgraduelle Ausbildung anschließen. Eine solche Ausbildung kann mehrere Jahre dauern und einiges an Geld kosten (in der Regel musst du diese Ausbildung selbst finanzieren).

Was verdiene ich in der Psychologie?

Dein Gehalt hängt von verschiedenen Faktoren ab und kann durchaus unterschiedlich ausfallen. Neben deiner Qualifikation und Berufserfahrung, sind die Branche, Unternehmensgröße und Region wesentliche Einflussfaktoren.

💡 Das durchschnittliche Einstiegsgehalt liegt bei Psycholog*innen zwischen 2.740 € und 2.900 € brutto (pro Monat).

Der AMS Karrierekompass wirft eine richtige lange Liste an möglichen Berufsfeldern und Jobs in der Psychologie aus. Dabei erwarten dich auch unterschiedliche Durchschnittsgehälter:

  • 2.740 € bis 2.900 € brutto monatlich: Schulpsychologie, Gesundheitspsychologie, Kommunikationspsychologie, Sozialpsychologie, Verkehrspsychologie, Pädagogische Psychologie
  • 2.850 € bis 3.130 € brutto monatlich: Klinische Psychologie, Neuropsychologie, Forensische Psychologie, Suchtpsychologie

Grundsätzlich gilt: Als Psycholog*in mit eigener Praxis oder in der Wirtschaft verdienst du mehr, als wenn du in einer Praxis oder Klinik angestellt bist. Mit einer eigenen Praxis hast du zwar ein höheres Berufsrisiko und Ausgaben, allerdings ist ein monatliches Einkommen von bis zu 6.000 € möglich.

Quelle: AMS Karrierekompass

Welchen Abschluss sollst du als Psycholog*in machen?

Nach dem Master heißt es für die meisten fertigen Psycholog*innen, dass sie kostspielige Zusatzausbildungen und unbezahlte Praktika absolvieren müssen, um auf dem Arbeitsmarkt Chancen zu haben. Willst du beispielsweise in Österreich als klinische*r Psycholog*in arbeiten, brauchst du ein abgeschlossenes Psychologie-Studium (Master oder Magister) UND eine postgraduale Ausbildung. Diese Ausbildung umfasst einen über ca. 1 bis 2 Jahre dauernden theoretischen und praktischen Teil mit begleitender Supervision.

Laut Veronika Holzgruber, Vizepräsidentin des Berufsverbands für Psychologen (BÖP), ist die Anzahl der Praxisstunden durchaus in einem Jahr schaffbar und hänge vom Dienstverhältnis ab. Die Praxisstunden werden von Theorieblöcken, Fallstudien und Projektarbeiten begleitet, die oft das Ausmaß von Masterarbeiten haben.

❗️ An der Universität Graz umfasst die postgraduelle Ausbildung 3 Semester mit 54 ECTS. Die Kurskosten betragen 4.960 € (inkl. Zulassungs- und Prüfungsgebühren, exkl. Selbsterfahrung und Supervision). Ergänzt man diesen Betrag noch um die kostenpflichtigen Einheiten an Selbsterfahrung, ergibt sich in Summe eine finanzielle Belastung zwischen mindestens 7.810 € und 8.220 €.

Wie kann ich Psychologe*in werden?

Durch den Erwerb von Zusatzqualifikationen und der Bereitschaft zum lebenslangen Lernen steigen deine Jobchancen stark. Dabei musst du dich nicht zwingend auf die Psychologie versteifen – ähnliche Fachbereiche halten auch spannende Zusatzqualifikationen bereit. Beispiele dafür sind:

  • 🪀 Pädagogik, Lehramt
  • 🩺 Gesundheitswissenschaft
  • 🤝 Sozialarbeit

Zieht es dich nach deinem Psychologie-Studium eher in die Wirtschaft, sind auch wirtschaftliche Fachkenntnisse von großem Vorteil, um dich gegenüber BWL-Absolvent*innen durchsetzen zu können.

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Welche Jobs gibt es in der Psychologie?

Alleine im Studienjahr 2020/21 haben an österreichischen Unis mehr als 8.500 Psychologie studiert (5.422 im Bachelor, 3.182 in einem Masterprogramm). Und selbst wenn die Abschlussquote sehr hoch ist (über 1.700 Absolvent*innen pro Jahr), hängen die Berufsaussichten besonders vom Fachbereich ab.

Quelle: Statistik Austria

Das weiß auch Prof. Dr. Michael Krämer: "Die Arbeitslosigkeit ist bei Psycholog*innen sogar noch niedriger als bei anderen Akademiker*innen und die Nachfrage nach Psycholog*innen steigt in den letzten Jahren." Die erhöhte Nachfrage lässt sich durch eine Zunahme von psychischen Belastungen innerhalb der Bevölkerung erklären (nicht zuletzt aufgrund omnipräsenter Themen wie der Corona-Pandemie, der steigenden Inflation oder des Ukraine-Kriegs).

Wissenschaftliche Studien zeigen: Jede*r vierte in Österreich gibt an, unter Depressionen, Angst- und Schlafstörungen zu leiden. Diese Zahl hat sich in den letzten Jahren vervierfacht! Insgesamt sind 1,2 Millionen Österreicher*innen von einer psychischen Erkrankung betroffen – Expert*innen gehen sogar von einer deutlich größeren Dunkelziffer aus. Eine Herausforderung für das Gesundheitssystem: Denn rund 900.000 haben im letzten Jahr eine Behandlung in Anspruch genommen, Tendenz: stark steigend. Aus dem Grund plant die Österreichische Gesundheitskasse ihre Kassenplätze für Psychotherapie bis Ende 2022 weiter aufzustocken.

Der Bedarf ist also riesig und die Nachfrage wird immer weiter steigen. Kein Wunder, dass du mit einem Psychologie-Abschluss schnell einen Job findest. Master-Absolvent*innen der Uni Wien starten durchschnittliche vier Monate mit ihrem ersten Job, manche auch gleich direkt nach dem Abschluss.

Quellen: Wiener Zeitung, Österreichische Sozialversicherung, Universität Wien

🧐 Noch etwas verwirrt, was Jobs mit "Psycho" eigentlich bedeuten? Wir haben die größten Unterschiede zwischen Psycholog*innen, Psychotherapeut*innen und Psychiater*innen zusammengefasst. Außerdem findest du als Psychologie-Student*in viele weitere hilfreiche Artikel auf unserem Blog.

In welchen Berufsfeldern du als Psycholog*in gefragt bist und was du dir von deinem Berufseinstieg erwarten kannst, haben wir im Blogpost "Berufseinstieg Psychologie: Verspricht das Studium mehr als bloß teure Weiterbildungen?" für dich zusammengefasst.

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