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Steuerberatung: In unserem Job braucht man ein Gespür für Zahlen und Menschen

/ von Johanna Kloner | Steuerberaterin bei Deloitte Österreich
/ veröffentlicht am 15. Juli 2021
/ Lesezeit 5 Minuten

Über den abwechslungsreichen Berufsalltag als Steuerberatin, welche steuerlichen Fragestellungen auf einen zukommen und wie man damit umgeht & warum betriebswirtschaftliche Kenntnisse essentiell sind.

Hallo, ich bin Johanna und erzähl dir kurz, wie mein Berufsweg nach dem Studium aussah und welche Erfahrungen ich dir weitergeben kann:

Das musst du über mich wissen

  • Studium: Diplomstudium

    Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt Internationale Beziehungen & International Legal Language and Practice

  • Hochschule: Diplomstudium

    Universität Wien

  • Abschlussjahr

    2014

  • Mein erster Job war:

    Ich habe als Assistant in der Steuerberatung bei Deloitte Österreich gestartet. Ich hatte dort schon, während meines letzten Semesters, ein Praktikum im Rahmen der Tax Academy gemacht und konnte nach Abschluss meines Studiums gleich Vollzeit einsteigen. Das hat mir den Anfang sehr erleichtert, da ich die Abläufe und meine Kolleg*innen bereits kannte. Fachlich musste ich mich trotzdem erst zurechtfinden, da die Aufgaben natürlich auf Vollzeitbasis anspruchsvoller wurden.

  • Das steht jetzt auf meiner Visitenkarte

    Mag. Johanna Kloner – Steuerberaterin/Managerin – Tax Services

Berufsalltag: Ein kurzer Einblick für dich

Wie sieht eine typische Arbeitswoche bei dir aus?

Ich bin im Bereich Private Clients tätig. Hier bearbeite ich laufende Themen wie etwa die

  • Erstellung von Jahressteuererklärungen
  • Umsatzsteuervoranmeldungen
  • Jahresabschlüsse oder
  • Firmenbucheinreichungen

aber auch Sonderprojekte, wie

  • Umstrukturierungen
  • steuerliche Anfragen zu speziellen Themen, wie zum Beispiel Wegzugsbesteuerung oder internationale Anfragen.

Mein Arbeitsalltag ist daher sehr abwechslungsreich. Am Montag schaue ich immer meine To-Do-Liste durch, die ich laufend aktualisiere und verteile die Aufgaben an meine Mitarbeiter*innen. Wir arbeiten dann gemeinsam die wichtigsten To-Do‘s der Woche ab. Hinzu kommen noch projektbezogene Besprechungen, Telefonate mit Klient*innen oder dem Finanzamt, sowie weitere interne Abstimmungen im Team. 📋

Welche Herausforderungen bringt dein Job mit sich?

In unserem Beruf braucht man ein Gespür für Zahlen und Menschen. Wir arbeiten teilweise sehr eng mit unseren Klient*innen zusammen und versuchen tagtäglich, diese bestmöglich in ihren steuerlichen Angelegenheiten zu beraten. Eine Herausforderung ist dabei manchmal der Zeitdruck, da es Fristen zu beachten gibt und Sonderprojekte, sowie laufende Compliance parallel zu bewältigen sind.

Außerdem ist es durch stetige Änderungen von Steuergesetzen sehr wichtig up to date zu bleiben. Daher ist die laufende Weiterbildung ebenfalls eine wesentliche Aufgabe.

Auf welches berufliche Projekt blickst du besonders gern zurück oder arbeitest derzeit sehr gerne daran?

Ich mache sehr gerne Memos zu steuerlichen Sonderfragen. Da kann man sich super in die Materie vertiefen und hat auch immer einen Mehrwert, weil man sein eigenes Fachwissen erweitert. Da kommt sozusagen die Juristin in mir zum Vorschein, die gerne recherchiert und Gesetzestexte interpretiert. ⚖️👩‍⚖️

Zwei Themen fand ich in letzter Zeit besonders spannend:

1️⃣ Zum einen musste ich einem Klienten die Investmentfondsbesteuerung in Österreich erklären,

2️⃣ zum anderen musste ich Fragen zu einer privaten Grundstücksveräußerung beantworten. Dieser Fall war sehr interessant, da hierzu in der Praxis häufig Fragen aufkommen – zum Beispiel zur Hauptwohnsitzbefreiung, zur Herstellerbefreiung oder zum gewerblichen Grundstückshandel. Das Spannende unter anderem ist, dass die Beurteilung oft sehr sachverhaltsspezifisch ist und es immer auf die Details ankommt.

Was ist der Hauptgrund, warum du deinen Job magst?

Es wird nie langweilig: Meine Klient*innen kommen aus den unterschiedlichsten Branchen, dadurch sind auch die Themen abwechslungsreich und interessant.

Durch die stetige Änderungen von Gesetzestexten ist es immer wichtig up to date zu bleiben.

Kenntnisse, die du dafür brauchst

Wie viel müssen Absolvent*innen bei ihrem Berufseinstieg bereits können? 

Grundkenntnisse des Steuerrechts und der Bilanzierung sind von Vorteil. Im Studium sollte man diese bereits erworben haben, dann fällt der Einstieg in die Materie und den Berufsalltag leichter. Es wird kein Detailwissen vorausgesetzt, das wird je nach Abteilung und Spezialgebiet durch die tägliche Praxis vertieft. Man sollte aber definitiv ein grundlegendes Interesse mitbringen und sich gerne weiterbilden. Denn im Steuerrecht kann auf der Uni Erlerntes schnell auch überholt sein, da es laufend Gesetzesänderungen in diesem Bereich gibt. 📚

Über welche Kenntnisse / Fächer aus dem Studium bist du heute besonders froh?

Ich bin besonders froh, dass ich den Wahlfachkorb „International Legal Language and Practice“ absolviert habe. Ich arbeite in einem internationalen Netzwerk und auch unsere Klient*innen sind sehr international. Wir arbeiten daher viel auf Englisch und da hat es sehr geholfen, bereits einen guten Grundstock an rechtlichen englischen Vokabeln zu besitzen um sich bei Telefonaten sicher in der Sprache zu fühlen. Wir mussten in dem Wahlfachkorb auch auf Englisch präsentieren lernen. Das hat sehr geholfen. 💡

Gibt es Kenntnisse, die du heute brauchst, die du dir aber erst aneignen musstest?

Leider sind wir, Jurist*innen, betriebswirtschaftlich nicht besonders gut ausgebildet, das wird auf der Uni einfach zu wenig vermittelt. Es heißt ja immer so schön „iudex non calculat“.

Am Anfang war es für mich die größte Herausforderung, ohne HAK-Abschluss und mit einem rechtswissenschaftlichem Studium, Bilanzen zu lesen und bei der Steuerberaterprüfung auf einmal mit Kostenrechnung, Jahresabschlussanalyse und Bilanzierung konfrontiert zu sein. Das musste ich mir alles im Selbststudium aneignen. Zur Erstellung von Körperschaftsteuererklärungen oder bei Umgründungen sind diese Kenntnisse in der Praxis gefragt. 🚀

Das hat mich überrascht, dass ich das so oft brauche bzw. gefragt ist...

Excel-Kenntnisse sind sehr gefragt. Wir arbeiten bei den Beilagen zu den Steuererklärungen mit Excel und da gibt es oft riesige Sheets für Kapitalvermögensberechnungen. Da ist es definitiv von Vorteil, wenn man sich gut auskennt. 

Deine Einschätzung zu Bachelor / Master / Doktorat Abschlüssen: Welcher Ausbildungsgrad ist in deinem Bereich unbedingt nötig?

Grundsätzlich reicht ein abgeschlossenes facheinschlägiges Hochschul- oder Fachhochschulstudium, um später auch zur Steuerberaterprüfung zugelassen zu werden. Diese ist essenziell für den weiteren beruflichen Weg. Meiner Einschätzung nach ist ein Master gefragter als ein Bachelor, da dieser noch immer mit dem Magister gleichgesetzt wird. Ein Doktorat ist nicht zwingend erforderlich. In der Praxis zählt die Steuerberaterprüfung mehr, als der Abschluss eines Doktorats. 🎓

Mein Tipp an dich:

Mein Tipp an mein früheres Ich: Während dem Studium würde ich meinem früheren Ich raten, mehr Praktika oder Teilzeitjobs auszuprobieren.

Als Juristin denkt man zuerst immer an die klassischen Rechtsberufe, wie Anwältin oder Richterin. Es gibt aber noch so viele andere berufliche Möglichkeiten, die sich mit einem rechtswissenschaftlichen Studium eröffnen. Ich würde also raten, einfach ganz viel auszuprobieren, sich Berufe im Arbeitsalltag anzuschauen und sich auch zu trauen in den verschiedensten Bereichen Erfahrungen zu sammeln. Nach dem Studienabschluss würde ich mir außerdem noch ein bis zwei Monate frei nehmen, um noch eine schöne Reise zu machen, bevor der Vollzeit-Job startet. 

Johanna im Talto Talk: Der Jobtalk für Berufseinsteiger*innen

Du willst mehr von Johanna erfahren? Wir haben sie im Talto Talk interviewt – dort verrät sie uns, wie sie ihr Wissen aktuell hält und warum sie nach dieser langen Zeit noch immer bei Deloitte ist.

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