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Die Akademisierung der Pflege: Vor- und Nachteile

/ von Laura Hartig
/ veröffentlicht am 13. Juni 2022
/ Lesezeit 4 Minuten

Das österreichische Gesundheitssystem befindet sich im Wandel, denn Menschen werden immer älter und die Medizin entwickelt sich laufend weiter. Diese Entwicklung erhöht die Chancen auf ein längeres und gesunderes Leben. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Gesundheitsversorgung und der Bedarf an gut ausgebildetem Gesundheits- und Pflegepersonal.

Diesem gestiegenen Bedarf an Fachkräften begegnen Hochschulen mit einem vielfältigen Angebot an Aus- und Weiterbildungen im Bereich Gesundheit und Pflege. Wie diese Ausbildungen aussehen, welche Karrierechancen sie bieten und welche Vor- und Nachteile diese Entwicklung mit sich bringt, haben wir für dich zusammengefasst.

Das Gesundheits- und Krankenpflegestudium in Österreich

Mit einer Reform der Gesundheits- und Krankenpfleger*innen-Ausbildung wurden die Pflegeberufe in Österreich 🇦🇹 auf neue Beine gestellt. Früher gab es Pflegewissenschaften als Studium 🎓 und eine Schule für Gesundheits- und Krankenpflege 🏫 – getrennt voneinander. Bis spätestens 2024 soll beides ausschließlich an FHs erfolgen. Pflegewissenschaft wird so mit der Berufsberechtigung für den gehobenen Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege kombiniert.

Angesiedelt sind die Bachelorstudiengänge für Gesundheits- und Krankenpflege an den österreichischen Fachhochschulen – etwa in Graz an der FH JOANNEUM oder in Wien an der FH Campus.

Der steinige Weg der Akademisierung

Einerseits führte diese Reform zu einer kompletten Umstrukturierung der Ausbildungsangebote. Viele bestehenden Angebote verloren ihre Grundlage und mussten auslaufen. An den FHs wurden daher Studiengänge neu aufgebaut und Studienplätze verdreifacht. Dies führte unter anderem dazu, dass es keine bundesweit einheitliche Umsetzung gab.

Vor- und Nachteile

Andererseits veränderte sich auch einiges aus dem Blickwinkel der Pflegenden selbst. Die Meinungen zur Akademisierung ist gespalten.

  • 👎 Es besteht einerseits die Befürchtung, dass es zu einer Verschlechterung für Patienten*innen kommt, da die Ausbildung eine Verlagerung der Ressourcen weg vom Krankenbett hin in die Organisation bewirken könnte.
  • 👍 Ein Gegenargument ist jedoch, dass die Akademisierung zu einer generellen Aufwertung des Pflegeberufes führt.
  • 👍 Außerdem wurde das Berufsbild des eher traditionell gewachsenen Berufes stark erweitert. Für die umfangreichen Anforderungen die heutzutage an das Gesundheits- und Pflegepersonal gestellt werden, kann neben der Praxisausbildung auch eine fundierte theoretische Ausbildung von Vorteil sein.
  • 👎 Ein anderes Gegenargument ist, dass zwar immer mehr Pflegekräfte benötigt werden, die Matura als Zugangsvoraussetzung jedoch eine zusätzliche Hürde am Weg zum Job darstellt (und es damit weniger Pfleger*innen geben wird).
  • 👍 Ein anderer, positiver Punkt ist die Berufsanerkennung in anderen EU-Staaten. Bisher war dazu immer eine Zusatzprüfungen notwendig. Generell ist Österreich ein internationaler Nachzügler, wenn es um die Akademisierung der Pflege geht. In der EU sind bereits die meisten Länder mit einem Bachelorstudium in Gesundheits- und Krankenpflege ausgestattet.

Du siehst: Es ist eine ziemlich komplexe Sache mit zahlreichen Vor- und Nachteilen. Dazu kommt: Der Fachkräftemangel verschärft die Situation immer stärker – was für dich eine gute Sache sein kann.

Pflege: Ein Job mit Zukunft?

Es ist kein Geheimnis, dass Pflegekräfte dringend benötigt und gesucht werden. Denn noch immer sind in Österreich 🇦🇹 mehr Jobs ausgeschrieben, als es Jobsuchende gibt (laut "Standard" sind tausende Stellen im Gesundheitsbereit zu besetzen). 👀

Alleine im Studienjahr 2019/20 waren lt. Statistik Austria insgesamt 62.055 Personen in einer laufenden Ausbildung für einen Gesundheitsberuf. Davon studierten 14.815 Medizin und 47.240 standen in einer nicht-ärztlichen Ausbildung, also etwa in der Pflege.

Absolvent*innen des 🎓 Bachelorstudiums haben somit sehr gute Berufschancen in allen österreichischen Gesundheitseinrichtungen. Ob in der Akutpflege, der Langzeitpflege, der mobilen Pflege oder in der Prävention und Rehabilitation aber auch freiberuflich oder im öffentlichen Dienst kannst du nach dem Studium tätig sein.

Die Inhalte der akademischen Ausbildung

So vielfältig wie die Karrieremöglichkeiten im Gesundheitsbereich sind auch die Angebote der österreichischen Fachhochschulen. Bei den knapp 150 Studiengängen werden Spezialisierungen von Advanced Nursing Counseling über Gesundheitsinformatik bis hin zu Zytodiagnostik und angewandter Molekularpathologie angeboten.

Das Studium zur Gesundheits- und Krankenpflege umfasst eine praxisnahe sowie wissenschaftlich fundierte Ausbildung. Es beinhaltet sowohl die pflegerischen Aspekte, als auch Gebiete der Psychologie, Gesundheitswissenschaften, Sozial- und Humanwissenschaften und ein ganzheitliches Verständnis von Gesundheit und Krankheit. Zusätzlich werden Beratungstechniken vermittelt, Gesprächsführung, aber auch der wichtige Bereich Organisation sowie Recht und Ethik.

Wenn du dich dafür entscheidest noch einen 🎓🎓 Master zu machen, kannst du auch in Führungs- und Managementpositionen einsteigen. Die meisten Absolventen*innen starten allerdings direkt nach dem Bachelor ins Berufsleben.

💡 Praxistipp: Viele Masterstudien setzen Arbeitserfahrung voraus. Meistens kannst du auch berufsbegleitend studieren. Informiere dich am besten vorab!

Die Masterstudiengänge reichen dabei von Personalmanagement bis hin zu Pflegewissenschaft. Mehr über die Berufsfelder und Jobchancen nach dem Studium liest du in unserem eigenen Blogartikel darüber.

Gehalt in der Pflege & die nötige Geldspritze

Die Jobaussichten nach dem Bachelorstudium sind sehr gut. Laut AMS kannst du direkt nach deinem Studium mit einem durchschnittlichen Einstiegsgehalt zwischen € 1.570 und € 2.860 brutto pro Monat rechnen. Das ist natürlich von Einrichtung zu Einrichtung verschieden und variiert auch nach Art der Dienste (Tag- und Nachtdienste, Feiertagsdienste, etc.). Diese Zulangen können ganz attraktive "Finanzspritzen" sein. 💉 Mehr über die Gehaltsperspektiven im Gesundheits- und Pflegebereich erfährst du in einem anderen Artikel.

Quelle: AMS Berufslexikon

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