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Berufseinstieg Architektur: Auf diese Jobchancen kannst du bauen

/ von Kerstin Wagner
/ veröffentlicht am 29. Mai 2020
/ Lesezeit 5 Minuten

Ein cooles Gebäude nach dem nächsten planen und etwas Einzigartiges in der Welt hinterlassen: Architektur ist für viele junge Talente ein Traumjob. Die Zahl der Architektur-Studierenden ist rapide gestiegen – jedoch auch die Drop-Out-Quote. Klaffen zwischen dieser Wunschvorstellung und der Realität tatsächlich Welten? Wo Architekt*innen gebraucht werden, was der Arbeitsmarkt verspricht oder ob es sich wortwörtlich nur um einen Beruf mit "vielen Baustellen" handelt, erfährst du im Talto-Chancen-Check.

zuletzt aktualisiert: 04.08.2022

Die Skyline von New York durch ein eigenes Gebäude zu perfektionieren – das war der Traum von Ted Mosby, den er als Hauptfigur der Kultserie "How I Met Your Mother" nachgehen durfte. Derzeit starten in Österreich 🇦🇹 fast 1.300 Personen in das erste Semester eines Bachelor-Architektur-Studiums, in Deutschland 🇩🇪 sind es mehr als 8.700 – größtenteils mit ähnlichen Intentionen. Sie wollen einen Platz in dieser kreativ-künstlerischen Szene finden und ein Teil von großen Bauprojekten werden.

Zusammen studieren in beiden Ländern derzeit knapp 50.000 Architektur, zwischen 8.000 und 9.000 schließen jährlich tatsächlich ab. Vor allem zu Beginn ist die Drop-Out-Quote extrem hoch – bis zu drei Viertel hören in den ersten beiden Jahren wieder auf. Erklärung dafür liefert der sogenannte "Mosby-Effekt". Dabei handelt es sich um die verfälschte mediale Darstellung von Architektur, die dazu beiträgt, dass das Studium so boomt. Ob der klassische Architektentraum beim Berufseinstieg von Absolvent*innen tatsächlich zerplatzt, haben wir für dich zusammengefasst. 

Wo arbeiten Architekten*innen?

Die Architektur lässt sich in folgende Bereiche unterteilen: Die klassische Architektur von Gebäuden, die Stadtplanung, die Innenarchitektur und die Landschaftsarchitektur. Als Architekt*in wirst du gestaltend, technisch und wirtschaftlich tätig. Neben dem Entwurf und der Gestaltung von Bauwerken sowie der Ausarbeitung von Bauplänen, beschäftigst du dich mit der Einleitung der Bauausführung, der Überwachung des Baufortschritts und der Beratung und Betreuung von Auftraggeber*innen.

Typische Berufsfelder für Architekt*innen sind:

  • Objekt- und Projektentwicklung
  • Bauaufsicht und Bauleitung
  • Entwurfs- und Wettbewerbsverantwortung
  • Baumanagement für Bauherr*innen
  • Forschung und Entwicklung
  • Selbstständige Architekt*innentätigkeit nach Ablegung der Ziviltechniker*innenprüfung

Beschäftigungsmöglichkeiten findest du in Ingenieur- und Architekturbüros, Planungsbüros, Baufirmen, Baumeisterbetrieben sowie mit einer freiberuflichen Tätigkeit und im öffentlichen Dienst.

Gesetzlich geschützter Berufstitel „Architekt*in“

Ein abgeschlossenes Diplom- oder Masterstudium in Architektur macht aus dir – rein formal – noch keine*n Architekt*in. Diese Bezeichnung wird erst durch die Ziviltechniker*innenprüfung und dem Absolvieren von drei Praxisjahren nach dem Studienabschluss erlangt. 🎓

Haben Architekten*innen eine Zukunft?

🇦🇹 Nach einem kontinuierlichen Wachstum hat das Jahr 2020 eine kleine Delle in der Bauwirtschaft hinterlassen. Doch die neuen Konjunkturerhebungen zeigen, dass vor allem 2021 neue Rekorde in der Bauproduktion aufgestellt wurden und 2022 etwa auf diesem Niveau bleibt – in manchen Bundesländern darunter, in manchen darüber. Das Wachstum lag 2021 bei 5,4 Prozent und damit deutlich über dem Gesamtwert. Gebaut wird – gefühlt – derzeit ohnehin überall. Und das trotz der extrem stark gestiegenen Rohstoffpreise.

Quellen: Wirtschaftskammer Österreich, WIFO

🇩🇪 In Deutschland ist das Bauvolumen in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und hat damit der Pandemie getrotzt. 2021 lag der Bauwert bereits bei 489 Milliarden Euro. Für 2022 wird ein Umsatz-Wachstum von mehr als 5 Prozent vorausgesagt, die größten Zuwächse werden im Wohnungsbau (+7%) und Wirtschaftsbau (+6%) erwartet.

Quellen: BMWSB, Nevaris

Trotzdem gestaltet sich die Arbeitsmarktsituation für Architekt*innen besonders bei ihrem Berufseinstieg als schwierig. Die Ursache liegt vor allem darin, dass es in Österreich eine hohe Anzahl an Bewerber*innen für wenige offene Stellen gibt. Das größte Ungleichgewicht gibt es aktuell in Wien: Für 43 Arbeitssuchende gibt es gerade einmal eine offene Stelle. Anfang 2021 lag die Zahl der arbeitslosen Akademiker*innen in dem Bereich Architektur bei fast 900. Und aktuell gibt es in Österreich über 3.000 Architekt*innen mit ausübender Befugnis.

Quellen: AMS, Wirtschaftskammer Österreich

Im Verlauf der letzten Jahre ist die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen in Deutschland bis zum Jahr 2019 auf 4.800 Suchende gesunken, danach jedoch wieder angestiegen. Aktuell sind knapp 6.000 Architekt*innen auf Jobsuche – das ist in etwa die selbe Anzahl wie die Zahl der offenen Stellen. Trotzdem spricht die Arbeitsagentur von einem Fachkräftemangel und, denn die Arbeitslosenquote ist mit rund 2 Prozent ziemlich gering. Vor allem der Zuwachs der gemeldeten Jobs (+23%) gibt Grund zur Zuversicht.

Quellen: Arbeitsagentur (Berufe auf einen Blick, Blickpunkt Arbeitsmarkt)

Ist Architektur ein guter Beruf?

Über Stellenangebote finden Absolvent*innen sehr selten einen Job. Schriftliche Bewerbungen sind großteils für eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst (Bund, Länder, Städte) vorausgesetzt. Gelegentlich unterstützen Professor*innen durch ihr breites Netzwerk bei der beruflichen Eingliederung von Absolvent*innen. Die meisten Absolvent*innen finden über persönliche Kontakte, die durch praktische Tätigkeiten während des Studiums entstanden sind, eine Beschäftigung. Da die Architektur eine praxisbezogene Disziplin ist, solltest du freie Gelegenheiten (Ferien, etc.) bestmöglich nutzen und viel Praxiswissen sammeln. Darüber hinaus können dir diese Tipps deinen Berufseinstieg erleichtern:

  • Besuche regelmäßig Baustellen – eine gute Anlaufstelle dafür ist das Haus der Architektur (HDA). 🏗️
  • Gehe mit offenen Augen durchs Leben: Die meisten Detaillösungen mit denen du dich im Büro beschäftigst, wurden irgendwo schon mal gebaut. Wenn möglich: Anschauen, Fotos machen und durchdenken. 👀
  • Manchmal hilft es auch, wenn du deine Entwürfe deiner Familie oder Freund*innen zeigst, die nichts mit Architektur zu tun haben. 📐

Wie bereits erwähnt, gibt es eine große Anzahl an Bewerber*innen für offene Stellen.

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Durch die zunehmende Arbeitsteilung und Spezialisierung in der Architektur finden Absolvent*innen vermehrt eine Beschäftigung als unselbstständige Mitarbeiter*innen in Architektur- und Planungsbüros. Oft sind sie auch als Freelancer*innen oder "Neue Selbstständige" auf Werkvertragsbasis beschäftigt, was allerdings den Erwerb von anrechenbaren Praxiszeiten erschwert.

Wenn du dich in einer Angestelltenposition befindest, ist ein beruflicher Aufstieg nicht immer möglich, da die meisten Architekturbüros in Österreich und Deutschland Kleinbüros sind. "Kleine Büros leiden natürlich besonders unter unerwartetem Verlust von Aufträgen beispielsweise durch Verzögerungen oder politische Änderungen", sagt die Grazer Architektin Bettina Dreier. Aufgrund dieser schwankenden Auftragslage müssen Berufseinsteiger*innen oft mehrmals ihren Arbeitsplatz wechseln. Oft musst du zu Beginn deiner Karriere in Architekturbüros ähnliche Tätigkeiten ausüben wie HTL-Absolvent*innen. Dadurch bist du am Anfang für viele von dir ausgeführten Tätigkeiten (konstruktiv-technischer Bereich, Kalkulation, Ausführungsplanung) überqualifiziert.

Die meisten Architektur-Absolvent*innen verstehen unter "Karriere machen" die Möglichkeit, dass sie ein eigenes Büro eröffnen – nachdem sie die Ziviltechniker*innenprüfung erfolgreich absolviert haben. Und auch andere Aufstiegschancen sind möglich: Beispielsweise in einer Position als Projektleiter*in und in größeren Büros als Abteilungsleitung.

💸 Welches Gehalt du nach deinem Architektur-Studium erwarten kannst und wie du dieses mit relevanten Zusatzqualifikationen pushen kannst, kannst du in unseren Blogartikeln mit den Gehaltsinformationen für 🇦🇹 Österreich und natürlich auch für 🇩🇪 Deutschland nachlesen.

Spannende Jobs findest du natürlich jederzeit in unserem Karriereportal. Bewirb dich am besten gleich heute!

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