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Über das Erlernte im Bürgerlichen Recht und Mediation bin ich heute besonders froh

/ von Anna T.
/ veröffentlicht am 1. Oktober 2020
/ Lesezeit 3 Minuten

Über den Berufsalltag als juristische Mitarbeiterin in einem Notariat, welche Herausforderungen damit verbunden sind & wie man das erlernte Wissen gekonnt in der Praxis umsetzt.

Hallo, ich bin Anna und erzähl dir kurz, wie mein Berufsweg nach dem Studium aussah und welche Erfahrungen ich dir weitergeben kann:

Das musst du über mich wissen

  • Studium

    Diplomstudium Rechtswissenschaften (Magister)

  • Hochschule

    Karl-Franzens Universität Graz

  • Abschlussjahr

    2016

  • Das steht jetzt auf meiner Visitenkarte

    Notariatskanditatin

  • Mein erster Job war:

    Juristische Mitarbeiterin in einem Notariat

Berufsalltag: Ein kurzer Einblick für dich

Wie sieht eine typische Arbeitswoche bei dir aus?

Mein Arbeitstag dauert für gewöhnlich von 8-17 Uhr. Jeden Tag führe ich mehrere Rechtsberatungsgespräche und fertige im Anschluss daran für die jeweilige Partei einen für ihre Situation maßgeschneiderten Vertrag/Testament/Notariatsakt etc. an. 📋

Welche Herausforderungen bringt dein Job mit sich?

Meine Herausforderungen sind zumal die zwei sehr „umfangreichen“ Teilprüfungen der Notariatsprüfung und ein ständiges Fort- und Weiterbilden in diversen rechtlichen Bereichen für die tägliche Berufspraxis. Somit viele Seminare und Veranstaltungen (außerhalb der Arbeitszeit) aber auch zeitaufwändiges Selbststudium der aktuellsten Rechtslage.

Was ist der Hauptgrund, warum du deinen Job magst?

Den Menschen helfen zu können, ist für mich das Schönste. Das tue ich, in dem ich ihnen richtig zuhöre, erkenne, was sie wirklich wollen und brauchen, und für ihre jeweilige Situation dann den richtigen rechtlichen Rahmen finde. Die Menschen sind dankbar, wenn ich ihnen mit Freundlichkeit und Respekt gegenübertrete, mich ihrer Probleme und Fragestellungen annehme und durch mein Fachwissen eine für sie maßgeschneiderte Lösung finde. 🚀

"Über das Erlernte im Bürgerlichen Recht und Mediation bin ich heute besonders froh!"

Kenntnisse, die du dafür brauchst

Wie viel müssen Absolvent*innen bei ihrem Berufseinstieg bereits können? 

Mit Beginn der Arbeit als Notariatskandidat*in in einem Notariat, fängt man erneut eine berufsspezifische Ausbildung an - dies nach abgeschlossenem Studium der Rechtswissenschaften und Gerichtspraxis. Die Ausbildung dauert mehrere Jahre und beinhaltet zwei sehr große Prüfungen, die am Landesgericht absolviert werden müssen - Ausbildungsstätte ist das jeweilige Notariat, in dem man arbeitet. 💡

Über welche Kenntnisse / Fächer aus dem Studium bist du heute besonders froh?

➡️ Über meine Kenntnisse im Bürgerlichen Recht: Im Jusstudium erlangt man ein breit gefächertes (aber nicht sonderlich tief in die einzelne Materie gehendes) Allgemeinwissen, was die verschiedenen Rechtsbereiche in Österreich betrifft - so lernt man beispielsweise die Grundlagen im Bereich des Strafrechtes, Bürgerlichen Rechtes (=Privatrecht), öffentlichen Rechtes (also Verwaltungs- und Verfassungsrecht) uvm. Wenn man sich nach dem Studium für einen "juristischen Kernberuf" - also Rechtsanwalt/-anwältin, Richter*in oder Notar*in entscheidet - vertieft man seine persönlichen Kenntnisse und Fähigkeiten durch Fort- und Weiterbildung, aber vor allem durch Praxiserfahrung in dem jeweiligen berufsspezifischen Rechtsbereich: so sind Rechtsanwalt/-anwältin die "Spezialisten" unter den Jurist*innen, was das Strafrecht angeht, weil ihre Tätigkeit vorwiegend diesen Rechtsbereich umfasst, und Notar*innen sind eben jene des Bürgerlichen Rechtes. Aus diesem Grund bin ich über meine Privatrecht-Kenntnisse  aus dem Jusstudium besonders froh, weil dieses Wissen Grundvoraussetzung für die Arbeit im Notariat ist.

➡️ Als weiteres, für die notarielle Praxis besonders hilfreiches Fach, empfinde ich die "Mediation". In der Mediationsausbildung lernt man als "neutraler Dritter" zwischen zwei streitenden Parteien zu vermitteln und leitet diese an, eine gemeinsame und für alle Seiten zufriedenstellende Lösung zu finden. Wie man sich vorstellen kann, ist dies in der notariellen Praxis sehr nützlich, wenn es beispielsweise darum geht, zwischen noch verheirateten Ehegatten zu vermitteln, die eine Scheidung mit einvernehmlicher Lösung anstreben, sich aber noch nicht über alle notwendigen Punkte einig sind, oder wenn es darum geht, Einigkeit zwischen mehreren Erben bezüglich der Aufteilung der Verlassenschaftsgegenstände herzustellen.

Gibt es Kenntnisse, die du heute brauchst, die du dir aber erst aneignen musstest?

So, wie der Schraubenzieher und der Hammer das Werkzeug eines Handwerkers sind, ist das "Werkzeug" von Jurist*innen deren "rechtliches Wissen". Dieses "Werkzeug" eignet man sich während des Jusstudiums an, doch wie man tatsächlich damit arbeitet und wie man es richtig anwendet, wird einem erst in der Praxis gezeigt. ⚖️

So sind mir aus dem Studium die einzelnen Bestimmungen aus dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch bekannt, doch wie ich unter Zugrundelegung dieser einen "wasserdichten Vertrag" errichte, lerne ich erst in der Praxis.

Deine Einschätzung zu Bachelor / Master / Doktorat Abschlüssen: Welcher Ausbildungsgrad ist in deinem Bereich unbedingt nötig? 

Das Masterstudium ist meiner Meinung nach ausreichend - ein Doktortitel nicht unbedingt notwendig. Wichtig ist, wie in allen Berufen, die Praxiserfahrung. 🎓

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