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Equal-Pay-Day: Mythen zum Gender-Pay-Gap

/ von Jessica Braunegger
/ veröffentlicht am 12. Februar 2021
/ Lesezeit 3 Minuten

Was ist der Equal-Pay-Day eigentlich? Das heißt, dass Frauen an diesem Tag das gleiche Einkommen bezogen haben, das Männer bereits mit Vorjahresende bekommen haben. Da es rund um die Themen Equal-Pay-Day und Gender-Pay-Gap zahlreiche Mythen und Unklarheiten gibt, haben wir das zum Anlass genommen und uns das Thema näher angeschaut.

Das Geschlecht einer Person sollte keinen Einfluss auf die Bezahlung haben. Aktionstage wie der Equal-Pay-Day zeigen aber, dass genau das der Fall ist. Obwohl die Situation langsam besser wird, sind die Unterschiede immer noch sehr groß. 

Warum gibt es zwei Equal-Pay-Days?

Ganz einfach: Es gibt zwei unterschiedliche Berechnungsmethoden. Im Februar dient das Einkommen der Männer als Berechnungsgrundlage, im Oktober hingegen das der Frauen. Wie bereits erwähnt, haben Frauen im Februar das gleiche Einkommen erzielt, wie Männer im Vorjahr. Wenn Männer aber im Oktober theoretisch aufhören würden zu arbeiten, hätten sie damit das gleiche Einkommen erhalten wie Frauen, die noch bis Ende des Jahres weiterarbeiten. Bei beiden Berechnungsarten, wird der Gender-Pay-Gap herangezogen, der laut Business and Professional Women Austria aktuell bei 14,3 Prozent liegt.

Arbeiten Frauen in schlecht bezahlten Branchen?

Ein Mythos, der immer wieder rund um den Gender Pay Gap auftaucht, ist die Behauptung, Frauen würden tendenziell in schlecht bezahlten Branchen arbeiten. Das stimmt zwar, allerdings wird hier ein wichtiger Teil vernachlässigt: Frauen entscheiden sich nicht für schlecht bezahlte Branchen, Branchen werden schlechter bezahlt, gerade weil sie stark weiblich besetzt sind. Dieses Phänomen lässt sich historisch gut beobachten. In der Mitte des 20. Jahrhunderts, als sich langsam die ersten Computer durchsetzten, waren viele Programmierer*innen Frauen. Männer betrachteten diese Arbeit damals als eher uninteressant. In den 80ern wandelte sich das Bild und immer mehr Männer drängten in dieses Berufsfeld. Damit einhergehend stieg auch die Bezahlung und Frauen wurden langsam aber sicher verdrängt. Auch der umgekehrte Effekt lässt sich beobachten: Je mehr Frauen eine männerdominierte Branche erschließen, desto geringer wird die Bezahlung. Gerade deswegen ist es auch so wichtig, dass nicht nur Frauen „Männerberufe“ ausüben, sondern auch Männer „Frauenberufe“ ausüben – schlechter bezahlte Branchen werden aufgewertet und geschlechtsspezifische Gehaltsunterschiede werden insgesamt ausgeglichener.

Karriere oder Kind?

Ebenfalls interessant: Die Einkommensunterschiede sind bei jüngeren Generationen viel geringer als bei älteren. Das hängt damit zusammen, dass sich die finanzielle Benachteiligung von Frauen über ihr Leben hinweg anhäuft. Ein aktueller Forschungsbericht des Österreichischen Institut für Familienforschung (ÖIF) und der Universität Wien stellt einen klaren Zusammenhang zwischen der Benachteiligung am Arbeitsmarkt und Mutterschaft her. Frauen übernehmen noch immer einen Großteil der unbezahlten Arbeit, kümmern sich also um Haushalt und Nachwuchs. Dadurch werden sie in Teilzeitarbeit gedrängt und haben geringere Chancen, auf der Karriereleiter aufzusteigen. Vergleiche zeigen, dass kinderlose Frauen signifikant mehr Geld verdienen als Frauen mit einem oder mehreren Kindern. Frauen sind so oft vor die Wahl gestellt, was ihnen wichtiger ist: Karriere oder Kind. Beides gleichermaßen zu haben, scheint aktuell nicht möglich zu sein.

Veränderung geht nur gemeinsam

Wie wir im Artikel „Breaking the glass ceiling: Frauen in Kanzleien" bereits berichtet haben, gibt es einige Möglichkeiten, wie Frauen versuchen können, gegen den Gender-Pay-Gap vorzugehen. Allerdings reicht es nicht, übliche Gehälter zu kennen und gut zu verhandeln. Langfristig kann der Arbeitsmarkt nur fairer werden, wenn auch Männer „weibliche“ Branchen für sich erschließen und mehr unbezahlte Arbeit verrichten. Dann werden Aktionstage wie der Equal-Pay-Day in Zukunft vielleicht auch nicht mehr nötig sein.

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