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Die 4-Tage-Woche: Ein Erfolgsmodell?

/ von Carola Alfery
/ veröffentlicht am 3. Mai 2022
/ Lesezeit 3 Minuten

Einen Tag weniger arbeiten und trotzdem gleich viel verdienen, kann das gut gehen? Die 4-Tage-Woche wurde in Belgien erst vor Kurzem gesetzlich verankert. Bei uns ist das Arbeitszeitmodell aber umstritten und heiß diskutiert. Kritiker*innen meinen, dass damit die Arbeitsleistung und Produktivität zurückgeht – oder etwa nicht?

"Never change a winning team?" – oder doch? 💨 Mit der 4-Tage-Woche kommt Schwung in unsere Arbeitsgewohnheiten. Wir haben uns angesehen, ob und unter welchen Umständen das Modell funktionieren kann.

Die 4-Tage-Woche: Ein neuer Ansatz für die Arbeitswelt

Das heute flächendeckend angewandte Arbeitsmodell der 5-Tage-Woche mit einer Normalarbeitszeit von 40 Stunden hat sich in den 1930er Jahren durchgesetzt. Davor waren weit mehr Arbeitsstunden und oftmals sogar eine 6-Tage-Woche üblich. Die Idee einer Verkürzung der Arbeitszeit ist also im Grunde genommen nichts neues. 

Für die 4-Tage-Woche gibt es zwei Ansätze

  • 1️⃣ Die Verteilung der 40 Arbeitsstunden auf 4 Tage
  • 2️⃣ oder die gleichzeitige Kürzung der wöchentlichen Arbeitszeit

Zweitere Variante ist in Deutschland 🇩🇪 und Österreich 🇦🇹 meist nur mit einem Teilzeitmodell und weniger Gehalt durchsetzbar.

Eigentlich ja ganz logisch, dass du für weniger Leistung auch weniger Geld kassierst – denkst du vielleicht. Nun, die Ergebnisse von Forschungen zu dem Thema zeigen, dass das nicht ganz der Wahrheit entspricht:

Studien belegen, dass die Leistung und Produktivität bei einer 4-Tage-Woche mit weniger Arbeitsstunden konstant bleibt oder sogar steigen kann.

🇮🇸 Island, 🇧🇪 Belgien und im Inland: Hier funktioniert das Modell bereits

Die Erkenntnisse stammen aus einem 5-jährigen Feldexperiment in Island, an dem über 2.500 Arbeitnehmer*innen teilnahmen. Aufgrund der überzeugenden Ergebnisse arbeiten dort heute rund 86 % der Bevölkerung mit reduzierter Arbeitszeit.

Auch in Belgien wurde im Februar 2022 die Vier-Tage-Woche offiziell beschlossen, wobei aber keine Verkürzung der Arbeitszeit vorgesehen ist. In Österreich und Deutschland ist die verkürzte Woche zwar noch der Ausnahmefall, es gibt aber auch hier immer mehr Unternehmen, die mutig voranschreiten.

Weil Zeit nicht gleich Leistung ist

Du kennst es wahrscheinlich selbst: Manchmal schaffst du es es, in einer Stunde mehr zu erledigen, als sonst an einem halben Tag.

Auf dieser Basis kann auch das 4-Tage-Modell mit geringerer Arbeitszeit funktionieren. Produktiveres Arbeiten ermöglicht die gleichen oder sogar besseren Ergebnisse in kürzerer Zeit. 

Du brauchst noch weitere Argumente, um Deine Vorgesetzten vom 4-Tage-Modell zu überzeugen? Kein Problem! 

Die Studien aus Island & Co. zeigen klar: 

  • 📈 Die Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen steigt
  • 📉 Die Krankenstände sinken dank längerer Erholungsphasen
  • 📈 Die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber*in steigt 

Bedeutet ein Tag weniger Arbeit mehr Lebensqualität?

Während dein*e Chef*in skeptisch bleibt, liegen die Vorteile für dich auf der Hand. Aber gibt es wirklich nur Positives an der 4-Tage-Woche?

Klar ist, das eine 4-Tage-Woche folgende Vorteile mit sich bringt:

  • 👍 3 Tage Erholung sind besser als 2
  • 👍 Es bleibt mehr Zeit für Familie, Freund*innen & Hobbies
  • 👍 Weniger Arbeit ist klimafreundlich, weil du Arbeitswege sparst

Es gibt aber auch Nachteile, die sich aus der Verkürzung ergeben können:

  • 👎 Der höhere Workload an den verblieben Tagen kann zu mehr Druck und Stress führen
  • 👎 Je nach Modell musst du eventuell mit längeren Arbeitstagen
  • 👎 oder weniger Gehalt leben

Fakt ist also: Die 4-Tage-Woche erfordert ein gutes Zeitmanagement.

☝️ Gelingt es dir, Zeitfresser im Arbeitsalltag zu eliminieren und fokussiert zu arbeiten, kann das Modell ein echter Gewinn für dich sein.

Wo die 4-Tage Woche an ihre Grenzen stößt

Ob du nun ein Fan des neuen Modells bist, oder die gute alte 5-Tage-Woche bevorzugst: Eines sollten wir auf keinen Fall vergessen: Nicht in jeder Branche lässt sich durch produktiveres Arbeiten, die notwendige Arbeitszeit verkürzen!

  • Zwei Beispiele: 👶 Kinder in der Schule müssen nun mal eine gewisse Stundenanzahl unterrichtet werden.
  • 🧑‍⚕️ Und auch Pfleger*innen können nicht einfach 4 Tage lang mehr Menschen versorgen und dafür einen zusätzlichen Tag frei nehmen.

In solchen Fällen wird es ohne zusätzliches Personal wohl nicht gehen bzw. nur mit extrem durchstrukturierten Dienstplänen.

Flexible Arbeitszeiten als neue Mindestanforderung

Ob sich die 4-Tage-Woche irgendwann flächendeckend durchsetzt oder nicht: Feststeht, dass 9-to-5 größtenteils ausgedient hat und der Siegeszug von flexiblen Arbeitszeiten bzw. kürzeren Arbeitswochen wohl nicht mehr aufzuhalten sein wird. Die Corona-Pandemie hat dieser Entwicklung – etwa durch Homeoffice – einen zusätzlichen Schub gegeben.

❗️ Warum unsere neuen, flexiblen Arbeitsmodelle aber auch Grenzen benötigen und wie du damit umgehen kannst, liest du in unserem eigenen Blogpost dazu.

Mehr Tipps rund um deinen Berufseinstieg findest du auf unserer Plattform und tolle Jobs von studierenden Unternehmen in unserem Jobportal.

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