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Building the future: Nachhaltigkeit in der Baubranche

/ von Jessica Braunegger
/ veröffentlicht am 3. Februar 2021
/ Lesezeit 3 Minuten

Die Baubranche hat den Ruf, nicht besonders nachhaltig zu sein. Vor allem in den letzten Jahren gab es viele Bemühungen, genau das zu ändern, und es wird sie auch in Zukunft geben. Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit bietet viel Potenzial, vor allem für Berufseinsteiger*innen. Wir haben uns angeschaut, welche Möglichkeiten sich dadurch auftun und welche Studiengänge besonders von diesen Entwicklungen profitieren.

Wohnen ist eines der grundlegendsten Bedürfnisse des Menschen. Da die Zahl der Weltbevölkerung und damit auch die Nachfrage nach Wohn- und Arbeitsplätzen nur steigen wird, ist es besonders wichtig, dass die Baubranche möglichst nachhaltig handelt. Laut IBO – Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie ist das Bauwesen allein in Österreich für mehr als die Hälfte des Abfallaufkommens und die Hälfte des Energieverbrauchs verantwortlich. Damit gibt es in der Baubranche ein enormes Potenzial für mehr Nachhaltigkeit.

Wann ist ein Gebäude nachhaltig?

Wer an nachhaltige Gebäude denkt, denkt vermutlich vorrangig an Energieeffizienz. Damit ist es aber noch nicht getan. Eine gemeinsame Publikation vom Österreichischen Ökologie-Institut und IBO beschreibt, dass beim nachhaltigen Bauen neben ökologischen Aspekten auch ökonomische und soziokulturelle Überlegungen eine Rolle spielen. Dazu zählt unter anderem der Anschluss an wichtige Infrastruktur.

Bei Gebäuden ist im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit oft die Rede von Passivhäusern oder Plusenergiehäusern. Passivhäuser sind Gebäude, die sich durch eine spezielle Bautechnik passiv heizen und kühlen. Den Großteil der Heizwärme gewinnt ein solches Gebäude aus „passiven“ Quellen wie etwa Sonneneinstrahlung oder durch die Abwärme der Bewohner*innen. Laut Gabler Wirtschaftslexikon braucht ein solches Gebäude bis zu 75 Prozent weniger Heizenergie als übliche Neubauten und bis zu 90 Prozent weniger als Bestandsgebäude.⚡

Plusenergiehäuser sind, wie der Name schon sagt, Gebäude, die im Jahresmittel mehr Energie gewinnen als sie selbst benötigen. Das passiert über erneuerbare Energiequellen wie Photovoltaik oder Solarthermie. Die überschüssige Energie speist das Plusenergiehaus ins Stromnetz ein und trägt damit sogar zur öffentlichen Stromversorgung bei. Um das zu realisieren sind vor allem Elektro- und Energietechniker*innen nötig.🌻

Nachhaltige Baustoffe fallen aber nicht einfach vom Himmel: Hier sind vor allem Materialwissenschaftler*innen, Physiker*innen und Chemiker*innen gefragt.

Bei den Baustoffen fängt es an

Um ein Gebäude zu bauen, benötigt man die richtigen Baustoffe. Als nachhaltige Baustoffe werden in den letzten Jahren vor allem Holz, Hanf und Lehm genannt. Bei umweltschonenden Dämmstoffen listet die Umweltberatung unter anderem Hanffasern sowie Stroh, Schafswolle, Flachs, Kork und Kokosfasern auf. Nachhaltige Baustoffe fallen aber nicht einfach vom Himmel: Hier sind vor allem Materialwissenschaftler*innen, Physiker*innen und Chemiker*innen gefragt. Ihre Aufgabe ist es, neue nachhaltige Baustoffe zu entwickeln bzw. zu untersuchen, wie bereits bestehende Stoffe noch besser genutzt werden können.

Neu ist nicht immer besser

In den letzten Jahren gab es in Österreich immer wieder große Bauprojekte, um moderne und nachhaltige Stadtteile zu entwickeln, beispielsweise die Seestadt Aspern in Wien oder die Reininghausgründe in Graz. Auch wenn solche Projekte cool und wichtig sind, sind Neubauten nicht in jedem Fall die nachhaltigste Lösung. Der steigende Bodenverbrauch in Österreich bringt viele Umweltprobleme mit sich. Zum Beispiel den Verlust von fruchtbarem Land, die Zerstörung der Biodiversität oder ein erhöhtes Hochwasserrisiko. 🌾

Daher ist es wichtig, bereits bestehende Gebäude zu verbessern bzw. durch Aufstockung von Gebäuden mehr Raum zu schaffen. Ein Paradebeispiel dafür ist das ehemalige Chemiehochhaus am Campus Getreidemarkt der TU Wien. Das 2014 neu eröffnete Hochhaus hat Plus-Energie-Standard und ist das weltweit erste Bürohochhaus, das nicht nur den Bau, sondern auch den Betrieb und die Nutzung in der Energiebilanz berücksichtigt. Gerade in den Bereichen Stadtentwicklung und -planung ist das ein immer relevanteres Thema.

Nicht nur Architekt*innen sind gefragt

Mit ihrer Vielseitigkeit und dem enormen Verbesserungspotenzial bietet die Baubranche spannende Jobchancen für Absolvent*innen verschiedenster Studienrichtungen. Von Elektro- und Energietechnik über Physik und Chemie, Forstwirtschaft, Holztechnologie bis hin zu Smart Building – nur, weil man bei einem Studium zuerst vielleicht nicht an die Baubranche denkt, heißt es nicht, dass es hier keine interessanten Berufsmöglichkeiten gibt.

Du möchtest wissen, wie viel du in der Baubranche verdienst? Das erfährst du in dem Blog-Artikel “Bauingenieurwesen: Das verdienst du nach deinem Studium?”👈

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