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Verbotene Fragen im Bewerbungsgespräch: Wie antwortest du drauf?

/ von Anna Eisner-Kollmann
/ veröffentlicht am 9. Juni 2022
/ Lesezeit 3 Minuten

Du hast sicher schon mal von den verbotenen Fragen bei Vorstellungsgesprächen gehört. Sie dürfen eigentlich nicht gestellt werden, es passiert aber trotzdem manchmal. Hier erfährst du, wie du damit umgehst.

Du sitzt bei einem Bewerbungsgespräch und es läuft bis jetzt ziemlich gut. Plötzlich beginnt dein Gegenüber um den heißen Brei herumzureden und wirft schließlich: "Haben Sie vor in den nächsten Jahren schwanger zu werden? Das müssen wir wissen, um besser planen zu können." in den Raum. 🍼 Die Stimmung ist plötzlich sehr angespannt, du schluckst und hast keine Ahnung was du jetzt sagen sollst.

❌ Das ist eine von vielen Fragen, die dir in einem Bewerbungsgespräch nicht gestellt werden dürfen. Ebenso tabu sind Fragen bezüglich: 

  • 💒 Heirat, Kindern, Partnerschaften, sexueller Orientierung, Schwangerschaft oder dem Familienstand
  • 🤕 Gesundheit, möglichen physischen oder psychischen Krankheiten
  • 👮 Vorstrafen
  • 💶 Finanzverhältnissen (Schulden, Alimente, etc.) oder dem vorherigen Verdienst
  • 🗳 Partei-, Gewerkschafts-, oder Vereinszugehörigkeit
  • 🙏 Religionszugehörigkeit

Warum dürfen diese Fragen nicht gestellt werden?

Eine ganz schön lange Liste, oder? Es gibt aber gute Gründe, warum diese Fragen bei einem Vorstellungsgespräch nicht gestellt werden dürfen. Nahezu alle Antworten findest du im Gleichbehandlungsgesetz. Im Paragraf 3 heißt es etwa:

  • "Auf Grund des Geschlechtes, insbesondere unter Bezugnahme auf den Familienstand oder den Umstand, ob jemand Kinder hat, darf im Zusammenhang mit einem Arbeitsverhältnis niemand unmittelbar oder mittelbar diskriminiert werden, insbesondere nicht bei der Begründung des Arbeitsverhältnisses."

Auch Paragraf 17 setzt sich mit den unzulässigen Fragen auseinander. Lies dir die genannten Paragrafen doch mal durch, um dir so ein besseres Bild zu verschaffen.

Warum werden die "verbotenen Fragen" dennoch gestellt?

Arbeitgeber*innen haben das Recht darauf, dir im Zuge der Bewerbung Fragen zu stellen. Immerhin wollen sie möglichst viel über dich erfahren, um so herauszufinden, ob du ein Match für das Unternehmen und die Stelle bist.

Es gibt jedoch Ausnahmeregelungen, bei denen dir gewisse Fragen gestellt werden dürfen. Einige Beispiele:

  • Wenn zum Beispiel deine Religionszugehörigkeit für die Berufsausübung relevant ist (du bewirbst dich in einer Kirche), darf dir die Frage nach deiner Konfession gestellt werden. Dasselbe gilt übrigens für Parteien und Gewerkschaften, wenn du dich in einem sogenannten Tendenzbetrieb bewirbst.
  • Wenn dein Beruf schwere körperliche Arbeit oder das Hantieren mit gefährlichen Chemikalien voraussetzt, darf im Sinne des Arbeitnehmer*innenschutzes sogar nach einer Schwangerschaft gefragt werden.
  • Über Vorstrafen musst du dann Auskunft geben, wenn sie in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Beruf stehen (du bewirbst dich als Busfahrer*in und hast Verkehrsdelikte aufzuweisen).
  • Deine Krankheiten gibst du nur dann bekannt, wenn dadurch die Gesundheit deiner Kolleg*innen oder Kund*innen unmittelbar gefährdet wäre. 

Bei all diesen Punkten besteht eine sogenannte Offenbarungspflicht.

Wie reagierst du auf die Fragen?

Sollten dir die Fragen zu Unrecht gestellt werden, heißt es einen kühlen Kopf bewahren. Du hast jetzt drei Antwortmöglichkeiten: 

  • 1️⃣ Du weist dein Gegenüber darauf hin, dass die Frage unzulässig ist.
  • 2️⃣ Du sagst, dass du die Frage nicht beantworten möchtest.
  • 3️⃣ Du beantwortest die Frage wahrheitsgemäß oder auch nicht.
☝️ Tipp: Wenn du befürchtest, dass deine Antwort die Jobchancen verringert, musst du nicht wahrheitsgemäß antworten!

Eine diplomatische Antwort wäre eine Rückfrage:

  • "Ist diese Frage für die Ausübung der Stelle relevant?"

Oder du sagst klipp und klar:

  • "Ich möchte zwar weitgehend ehrlich mit Ihnen sein, aber diese Frage möchte ich hier und jetzt nicht beantworten."

Sollten dir mehrere verbotene Fragen gestellt werden, überlege dir gut, ob du in einem Unternehmen arbeiten möchtest, das Privates und Berufliches so sehr vermischt. Vielleicht gibt es ohnehin schon Anzeigen, die gegen den Job bzw. gegen das Unternehmen sprechen. Schau' dir dazu unser Video zu den "Red Flags bei Bewerbungsgesprächen" auf TikTok an.

Über Fragen im Bewerbungsgespräch, die zwar nicht unzulässig sind, aber dennoch ungemütlich werden können, kannst du auf unserer Seite mehr erfahren. Wir Tipps & Tricks, wie du dich auf die typischen Stressfragen vorbereitest und darauf antwortest.

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