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Bauch oder Kopf: Job annehmen oder nicht?

/ von Karoline Wöhri
/ veröffentlicht am 7. September 2020
/ Lesezeit 4 Minuten

Der eine Job bietet Sicherheit, gute Aufstiegsmöglichkeiten und hört sich eigentlich ganz spannend an. Wäre da nicht noch der zweite Job – in einem jüngeren Unternehmen, dafür mit internationalen Berufsmöglichkeiten. Was nun? Soll man bei solchen Entscheidungen besser auf Bauch oder Kopf hören und kann man lernen, Entscheidungen zu treffen? Das haben wir Georg Merkscha von RealTalk gefragt.

Erster Job nach Abschluss des Studiums. Wie weiß ich überhaupt, was ich will und wonach ich suchen soll?

Hör in dich hinein. Versuche dich für ein paar Tage, ja, die Zeit hast du und solltest du dir auch nehmen, von jeglichen Ablenkungen und anderen Meinungen zu distanzieren. Denn oft glauben wir zu wissen, was wir wollen, dabei ist es, was andere für uns wollen. Die meisten von uns wissen was sie wollen, haben aber oft zu viel Angst, sich und anderen das einzugestehen. Willst du ein Mensch sein, der für andere gelebt hat oder möchtest du dein eigenes Leben führen?

Falls du noch nicht weißt, was du willst, dann stress dich nicht. Wir spazieren alle mit unserem eigenen Tempo durchs Leben. Versuche dich in einem Job, heuer einen Partner bzw. eine Partnerin an und startet gemeinsam eine verrückte Idee, komm ins Handeln. Durch Nachdenken kommen wir nicht weit, weil wir ja nur das denken können, was wir in der Vergangenheit gelernt bzw. gedacht haben. Handeln bringt dir immer neues und frisches Denken. Und wenn du in eine Sackgasse kommst, dann dreh einfach um und geh einen neuen Weg.

Mein Umfeld rät mir zu einer anderen Entscheidung: Auf andere vertrauen oder auf mein Bauchgefühl hören?

Es ist immer hilfreich, auf Meinungen anderer zu hören, weil sie uns oft blinde Flecken beleuchten können. Andersrum kann das Umfeld sehr toxisch wirken, vor allem wenn du etwas startest, das nicht der Norm entspricht. Etwas, was nicht der Norm entspricht, macht vielen Menschen Angst. Das kann Gift für deine Motivation und für dein Ziel sein. Am Anfang einer neuen Idee bzw. Jobfindung behalte daher deine Ideen für dich. Lass sie stärker in dir wachsen, wie ein Baum seine Wurzeln in der Erde ausbreitet. Niemand kennt dich besser, als du selbst. Vertraue auf dich, deinen Verstand und dein Bauchgefühl.

Kann man lernen, Entscheidungen zu treffen? 

Ja. Fange mit kleinen Dingen an. Wenn du in einem Restaurant bist, entscheide dich für das erste Essen, das dir gefällt. Wenn du in einer Gruppe unterwegs bist, entscheide wo ihr hingeht oder was ihr macht. Wenn du dir zwischen zwei Entscheidungen nicht ganz sicher bist, entscheide dich einfach für eine und handle in diese Richtung. Wir müssen unseren „Entscheidungsmuskel“ trainieren. Denn desto mehr er bei kleinen Entscheidungen trainiert ist, desto leichter tun wir uns bei schweren Entscheidungen in der Zukunft.

Welche Tools wendest du bei großen Entscheidungen an? Die klassische Pro- und Contra-Liste oder greifst du auf andere Möglichkeiten zurück?

Es braucht keine Methoden, um Entscheidungen zu treffen. Es braucht Übung, Übung und wieder Übung, um Entscheidungen zu treffen. Wenn du jeden Tag Entscheidungen bewusst triffst, baust du ein innerliches Vertrauen in dich und deine Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, auf. Irgendwann merkst du den Unterschied zwischen kleinen Entscheidungen und großen Entscheidungen gar nicht mehr.

Hilft “Eine Nacht drüber schlafen.” wirklich oder besteht da die Gefahr zur Aufschieberitis?

Meistens wissen wir die innerliche Entscheidung sofort, doch die Angst einen Fehler zu begehen oder jemanden zurückzuweisen gibt uns einen bitteren Beigeschmack. Deshalb sollte man sich immer vergewissern ob „Eine Nacht drüber schlafen.” nur einer Ausrede ist oder ob wir wirklich Zeit zum Nachdenken brauchen. Ist es eine Ausrede, dann empfehlen wir, sofort eine Entscheidung zu treffen. Denn wenn man sie nicht jetzt fällt kommt das auf unsere „Entscheidungs-To-Do-Liste“, die uns innerlich und unbewusst beunruhigen kann. Falls du ein sehr impulsiver Mensch bist und zu allem gleich ja sagst, empfehlen wir “Eine Nacht drüber schlafen.” jedoch, um eine gewisse Distanz zu deinen Emotionen zu schaffen und am nächsten Tag mit klarem Verstand zu entscheiden.

Wie geht man mit Fehlentscheidungen um?

Mit dem Wissen, dass jeder Mensch Fehler macht und Fehler hat. Wir versuchen, immer die perfekte Lösung zu finden, doch manchmal kann uns eine Fehlentscheidung zu Plätzen führen, die wir mit der perfekten Lösung gar nicht erreicht hätten. Wir müssen wieder eine gewisse Fehlerkultur in Österreich pflegen. Junge Menschen dürfen nicht bei jeder Entscheidung Angst verspüren. Wir sollten Fehler und Scheitern genauso feiern wie den Erfolg. Ein weiser Mann hat einmal gesagt: „Fehler gehören nicht zum Lernprozess, Fehler sind der Lernprozess.“

Wie fällst du persönlich deine Entscheidungen? Bauch oder Kopf?
Ich persönlich fälle meine Entscheidungen mit dem Bauch und lasse meinen Kopf die Entscheidung dann umsetzen.

Georg Merkscha hat in Berlin Life Coaching studiert, ist Keynote Speaker und einer der beiden Gründer von RealTalk – das Event, für Veränderung, Horizonterweiterung und Persönlichkeitsentwicklung!

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